18.08.2022 00:00 Alter: 2 yrs
Kategorie: Aktuelles Heft, Startseite

Beim Goaßpfarrer

Im Oktober feiert der als „Goaßpfarrer'' weitum bekannte Priester, Bergbauer und Wissenschaftler Ambros Aichhorn seinen 90. Geburtstag. Grund genug, den rüstigen Jubilar und seine Kollegin Elisabeth Koder auf ihrem Archehof zu besuchen.

Foto: Loibner

Sie sind vor fast 90 Jahren auf einem Bergbauernhof geboren. Wie kann man sich Ihre Kindheit vorstellen?

 

Aichhorn: Ich bin auf zirka 1.000 Meter Seehöhe aufgewachsen, wo die Hühner Steigeisen tragen. Es war so: Ich habe arbeiten müssen zuhause und zu meiner Schulzeit war Krieg. Aber nur arbeiten und nichts Anderes denken, das ist mir zu blöd gewesen. So habe ich schon früh begonnen, während der bäuerlichen Arbeit die Natur zu erforschen. Wir hatten außer einem Gebetsbuch und dem Bauernkalender kein einziges Buch im Haus.

 

Sie haben in den 1970er-Jahren als einer der ersten den Verlust alter Nutztierrassen in den Alpen erkannt und gelten als Retter insbesondere des Tux-Zillertaler Rinds und der Pinzgauer Ziege. Wie kam es dazu?

 

Aichhorn: Es gab einen Vortrag auf der Uni in Salzburg, bei dem auch der Chef des Tiergartens Erfurt sprach, der schon zur Zeit des Eisernen Vorhanges alte Rassen in Ostdeutschland gesammelt hatte. Dieser wusste, dass es eine Tuxer Kuh gab, und so eine wollte er haben. Dort habe ich auch erfahren, dass die Pinzgauer Ziege im Aussterben begriffen ist. Darauf habe ich begonnen, die Alpentäler zu bereisen, um diese Tiere zu finden.

 

Vor 50 Jahren die entlegensten Höfe der Alpen abzuwandern klingt abenteuerlich. Welche Erfahrungen sammelten Sie dabei?

 

Aichhorn: Ich bin mit Materialseilbahnen gefahren und über Zäune geklettert, bin mit dem Auto im Schnee stecken geblieben und so weiter. Es war schon teilweise beschwerlich, aber die Bauern haben mir zugehört und geholfen.

 

Wie gingen Sie weiter vor, als Sie die letzten Vertreter dieser Rassen gefunden haben?

 

Aichhorn: Vom Tuxer Rind habe ich im Zillertal nur mehr drei Kühe gefunden. Kein Tiergarten, weder in Wien am Wilhelminenberg oder in Schönbrunn, noch der Alpenzoo Innsbruck wollte mir helfen, die Tuxer wieder zu züchten. Das hätten schon vor mir welche versucht, aber es war beabsichtigt, dass diese tolle, sportliche, intelligente und kämpferische Kuh ausstirbt, weil sie zu wenig Milch gibt. Der neue Chef des Tiergartens Salzburg war dann bereit etwas zu tun, und wir begannen die Zucht mit einem Eringer-Stier. Die unscheinbaren Pinzgauer waren nicht mehr so attraktiv wie buntere Rassen. Und sie waren schwer zu halten. Die Bauern haben die Mutterziegen schon beim Zaunmachen mit auf die Alm genommen, damit sie dort Milch hatten. Die Kitze blieben am Hof. Im Herbst wurde mit dem Melken aufgehört und die Ziegen blieben bis Silvester auf der Alm, egal wie viel Schnee es hatte. Einmal in der Woche wurde Heu raufgebracht. Das machen heute nur mehr ganz wenige. Die Pinzgauer sind einfach so urig und alt, so gefährlich und scheu und verwildern so schnell. Man kann der Herde auch keine andere Ziege zufügen – die würde umgebracht.

 

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