11.05.2023 00:00 Alter: 351 days
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Land Steiermark lässt Wolfsverordnung erarbeiten

Nach den Rissen im obersteirischen Ennstal am vergangenen Dienstag sollen in der Steiermark Experten eine Verordnung für die Entnahme von Problemwölfen nach Kärntner Vorbild erarbeiten.

Foto: Rudmer Zwerver/shutterstock.com

Die Bauern sollen künftig auch besser bei Maßnahmen zum Herdenschutz unterstützt werden. Bereits für einen Großteil der heurigen Almsaison sollen diese in Anspruch genommen werden können, kündigten Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) und Agrarlandesrat Hans Seitinger (ÖVP) an. Das Land Steiermark hat bereits 2021 einen Wolfsmanagement-Plan erarbeitet, der die Gewährleistung einer möglichst konfliktfreien Koexistenz des Menschen mit dem Wolf unter Berücksichtigung der Interessen aller Betroffenen und der gesetzlichen Vorgaben regeln soll. Mit der Erarbeitung einer Wolfsverordnung wird nun nachgeschärft.

 

"Die Bilder von Wolfrissen lassen niemanden kalt. Daher wollen wir unsere Bäuerinnen und Bauern in Zukunft beim Herdenschutz noch besser unterstützen. Wir werden im Agrarressort eine eigene Ankaufsförderung für Schutzzäune einrichten, damit unsere Tiere besser geschützt werden können", erklärte Seitinger. Die neue Förderung soll sich am niederösterreichischen Modell orientieren und den Ankauf von Herdenschutzzäunen fördern.

 

Landwirtschaftskammer Steiermark-Präsident Franz Titschenbacher sieht die Zeit für eine Verordnung zur Entnahme von Problemwölfen längst gekommen. "Es ist höchste Zeit, dass die Steiermark mit einer Verordnung zur Entnahme von Problemwölfen nachziehen wird, wie sie in anderen Bundesländern bereits besteht", begrüßt Titschenbacher die Einrichtung einer Expert:innengruppe zur Erarbeitung einer Wolfsverordnung nach Kärntner Vorbild. Titschenbacher verlangt, dass die angekündigte Verordnung rasch und noch in dieser Weidesaison umgesetzt sowie praktikabel und unbürokratisch gestaltet wird.

 

Laut Titschenbacher habe sich in den vergangenen Monaten und Wochen in der Steiermark eine breite Allianz - bestehend aus Landwirtschaftskammer, Gemeindebund, Jägerschaft, Land&Forst Betriebe sowie Wolfstopp-Initiative - für eine Verordnung zur praktikablen Entnahme von Problemwölfen in der Steiermark stark gemacht.

 

EU: Schutzstatus überarbeiten

 

Seitinger und Titschenbacher fordern unisono von der EU, den derzeit geltenden Schutzstatus für den Wolf herabzusetzen. Auf vielen Almen sei ein umfassender wolfssicherer Herdenschutz unmöglich umzusetzen. Daher brauche es zusätzlich zu den Maßnahmen auf Landesebene eine Adaptierung des Schutzstatus der Wölfe durch die EU. "Der strenge Schutz durch die Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie muss aufgehoben werden. Die Wölfe sind nicht mehr bedroht, der in der FFH-Richtlinie geforderte gute Erhaltungszustand ist längst überschritten und die zunehmende Wolfspopulation ist kein steirisches, kein österreichisches, sondern mittlerweile ein großes europäisches Problem", stellt Seitinger klar. Die Wölfe hätten keine natürlichen Feinde und ihre Zahl sowie auch die Zahl der Risse explodiere. "Niemand will den Wolf ausrotten, aber ohne Management und nachhaltige Entnahme entwickelt sich diese Thematik zu einer dauerhaften Katastrophe. Wir dürfen unsere Almwirtschaft und den Tourismus sowie die hohen Tierschutzstandards nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen", so Seitinger.

 

Auch Titschenbacher verlangt mit Nachdruck von der EU, den in der FFH-Richtlinie besonders strengen Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen, weil das Großraubtier EU-weit mit etwa 20.000 Individuen keine gefährdete Tierart mehr sei.